“Norddeutsche Neueste Nachrichten” - 23.02.2010

Der Schülerflüsterer

Student Tom Beyer macht sich als Nachhilfelehrer selbstständig / Gründerbüro hilft ihm und vielen anderen beim Start

ROSTOCK Tom Beyer hat Freude am Unterrichten. Und das schon seit seiner eigenen Schulzeit. Nun hat der 29-Jährige den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Obwohl er selbst noch studiert, bietet Beyer so genanntes Lerntraining für Schüler an. Inzwischen verhilft er knapp 40 Kindern und Jugendlichen zu besseren Noten.

Doch vor der Gründung stand Beyer vor einer Reihe Problemen. Deswegen wendete er sich an das Gründerbüro der Universität Rostock. „Er hat viele Fragen gestellt, weil er sich an unserem Ideenwettbewerb beteiligen wollte“, erinnert sich René Portwich vom Gründerbüro. „Gemeinsam haben wir das Konzept ausgeweitet.“ Doch auch nach dem Start von Beyers „Lernerfolg- Werkstatt“ brach der Kontakt nicht ab. „Er ruft regelmäßig bei uns an, beispielsweise, wenn er neue Mitarbeiter einstellen will“, berichtet Portwich.

Es gibt viel zu tun. Deswegen bleibt Beyer weniger Zeit für sein Lehramts- Studium. „Ich schaffe derzeit zwei Veranstaltungen pro Woche“, sagt er. „Doch das Studium will ich auf jeden Fall zu Ende bringen.“

Mit diesem Modell steht Beyer nicht alleine da, weiß Gründungscoach Portwich: „Viele Studenten bauen aus finanziellen Gründen schon während des Studiums ihre Existenz auf.“ Dies sei kein Einzelfall. „Sie wissen dann, dass sie eine Perspektive hier in Mecklenburg- Vorpommern haben“, sagt Portwich.

Student Beyer will Studium und Job auch langfristig kombinieren: „Erstmal möchte ich die ,Lernerfolg-Werkstatt’ aufbauen.Es ist aber schwierig, mich auf beides zu konzentrieren.“ Er habe schon immer privat Nachhilfe gegeben, will sie jetzt professionell auf eine andere Art anbieten. Das schafft der Student jedoch nicht allein: Er beschäftigt inzwischen auch Honorarkräfte, die ihre eigenen Schüler betreuen, und eine Assistentin, die ihm bei Bürotätigkeiten unter die Arme greift. Seine Schüler unterrichtet er aber noch selbst.

Bevor der Lehramtsstudent für Philosophie, Deutsch und Darstellendes Spiel neue Mitarbeiter in sein Team aufnimmt, macht er mit ihnen ein Probetraining. „Da kommt mir mein Studienfach Darstellendes Spiel zu gute, denn ich mime den Schüler“, berichtet Beyer. Er schaue dann, wie der künftige Nachhilfetrainer auf die Situationen eingeht. „Schließlich müssen die alle in mein Konzept passen“, sagt er. Dazu sucht er vor allem engagierte Leute. Bei jedem neuen Schüler führt Beyer erst ein Gespräch mit ihm und der Familie. „Ich versuche herauszufinden, wie die Probleme in der Schule entstehen“, erklärt er. Zu Beyers Idee gehört auch, dass sich die Lehrer regelmäßig treffen und Erfahrungen austauschen. „So lernt jeder etwas dazu“, erklärt der junge Student. „Ich versuche außerdem, Alltagsbeispiele in die Unterrichtsstunden einzubringen.“ Schüler fragen sich oft, wozu sie das Gelernte überhaupt brauchen, weiß Beyer.

Mit Spaß Mathe pauken

Eric Hamann hat die Lernerfolg- Werkstatt von Beyer schon geholfen. Er ist Schüler der zwölften Klasse am CJD Christophorusgymnasium. „Vor allem bei Mathe habe ich Probleme“, sagt Eric. Doch inzwischen sind aus den Sechsen und Vieren Einsen und Zweien geworden. „Die Nachhilfe macht mir auch mehr Spaß als in der Schule“, sagt er. Den Schritt, aufs Gymnasium zu gehen, bereut Eric nicht. Auf dem Tisch liegen beim Unterricht mit Beyer neben Mathebuch und Schreibblock auch Spiele. Das gehört zum Konzept der „Lernerfolg- Werkstatt“.

Matthias Bannert

Der Schülerflüsterer

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